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Der Streichpsalter

Wie kam ich zum Streichpsalter?

Angefangen hatte alles damit, dass ich auf einem Festival jemanden gesehen hatte, der einen Streichpsalter gespielt hat. Das Instrument hat mir auf Anhieb gefallen, weil es einen so angenehmen Klang hatte. Ich wollte also auch einen Streichpsalter haben.
Außerdem ist ein Streichpsalter relativ einfach zu spielen, da es für jeden Ton eine Saite gibt und somit keine Töne gegriffen werden müssen.
Ich wollte mir also einen Streichpsalter besorgen.

Wo bekommt man einen Streichpsalter?

Im Internet findet man leicht einige Hersteller oder Händler, die Psalter anbieten. Nur leider sind diese Instrumente recht teuer. Mir sind auf meiner Suche Preise zwischen ca. 120,- und 450,- Euro begegnet. Und das war mir entschieden zu viel.
Also habe ich versucht, ein gebrauchtes Instrument bei e-Bay zu bekommen. Aber auch dort waren Streichpsalter nicht unter 70,- Euro zu haben.
Ich habe daraufhin beschlossen, mir einen Psalter selber zu bauen.

Wie baut man einen Streichpsalter?

Für mich sah der Streichpsalter nicht so kompliziert aus, als dass man ihn nicht selber bauen könnte. Also fing ich an, im Internet nach einer Bauanleitung zu suchen. Die einzige Anleitung, die ich finden konnte, ist in englischer Sprache geschrieben, weil sie aus Amerika kommt. Eine Kopie dieser Seite findet Ihr [hier]. Natürlich musste ich die Maße, die in Zoll angegeben waren erst einmal in das metrische System (mm) umrechnen. Merkwürdigerweise sind die Bohrungen für die Stifte, die die Saiten halten, in Millimeter bemaßt.

Dann ging es los mit der Materialbeschaffung:

  • Schichtverleimte Platten für Boden und Deckel.
  • Hartholz-Leisten für den Rahmen (zusammen ca. 10 Euro).
    Der Rahmen muss später den Zug der Saiten aufnehmen.
  • Zither Stimmwirbel (30 Euro für 25 Stück),
  • Stimmschlüssel (5 Euro)
  • Stahlsaiten für Guitarre (6 Stück / ca. 6,- Euro)

Das Material war beschafft. Ich konnte also mit dem Bauen beginnen...
Boden und Deckel habe ich zuschneiden lassen. Ich habe keine Säge, mit der man gerade Schnitte machen kann.
(Eine Kreissäge zum Beispiel.)
Die Seitenteile mussten vom Winkel her passend zugeschnitten werden. Problem dabei: Eine normale Gärungssäge läßt sich auf diese spitzen Winkel nicht einstellen. Ich habe also frei Hand gesägt.

Das ist mein Streichpsalter:

mein Psalter
Mein Streichpsalter im Rohbau

Um die Bohrungen für die Stimmwirbel zu setzen, braucht man eine Standbohrmaschine, damit es winklig wird und die Löcher nicht zu groß werden. Ich habe die Löcher allerdings etwas schräg gebohrt, so dass die Neigung der Wirbel der Spannung der Saiten entgegen wirkt. In die Bohrungen habe ich dann die Stimmwirbel eingesetzt, die ich bei dem "Musikgeschäft meines Vertrauens" bestellt habe. Sicherlich nicht die günstigste Lösung, aber eine andere Quelle habe ich nicht gefunden. Man könnte natürlich auch ein altes Instrument günstig kaufen, auf dem Trödelmarkt oder im Internet, und das dann ausschlachten. Aber dafür waren mir diese Instrumente dann doch zu schade.

Das Schalloch habe ich mit der Dekupiersäge ausgeschnitten. Das Muster ist ein Teil eines keltischen Symboles, das ich im Internet gefunden habe.

Schalloch
Schalloch des Streichpsalters

Nachdem die Stimmwirbel eingesetzt waren, folgte das Aufziehen der Saiten. Wie von Dennis Havlena [hier] beschrieben, verwende auch ich Stahlsaiten mit 0.009" Durchmesser. Diese Saiten werden auch für E-Guitarren verwendet und sind im Fachhandel problemlos erhältlich. Man braucht allerdings relativ viele davon. Das hätte ich nicht gedacht.

So sah der Psalter dann aus, als er fertig gestellt war:
Psalter mit Stimmwirbeln und Saiten

Der Bogen zum Psalter:

Zu einem Streichpsalter gehört natürlich auch ein Bogen, mit dem der Psalter gestrichen wird. Aber wo her sollte ich einen Bogen nehmen? Zunächst wollte ich einen kaufen. Aber ein richtiger Geigenbogen ist sehr teuer. Und im Internet war auch keine "billige" Alternative zu finden. Also habe ich einen Bogen selber gebaut: Im Baumarkt habe ich einen 5mm Rundstab besorgt und eine Viekantleiste 25mm x 5mm. Der Stab wurde auf die Länge des Bogens abgesägt. Aus der Vierkantleiste wurden die beiden Enden des Bogens hergestellt, an denen die "Haare" befestigt sind. Das obere Ende des Bogens ist an dem Rundstab befestigt, während das untere Ende auf dem Stab verschoben werden kann, um das Spannen des Bogens zu ermöglichen.

Bogen

Die Holzkugel dient als Griffstück und verhindert, dass sich der Stab in meine Hand bohrt. So läßt sich der Bogen also gut halten und während des Spielens auch spannen. Zum Bespannen des Bogens werden normalerweise Pferdehaare vom Schweif verwendet. Dieser standen mir hedoch nicht zur Verfügung. Deshalb habe ich Angelschnur genommen. Das geht auch. Natürlich muss man auch diesen Bogen, wie einen richtigen Geigenbogen auch, mit Kolophonium einreiben.
Jetzt fehlt mir also nur noch etwas Übung ...

Die Kiste zum Psalter:

Zur Aufbewahrung und zum Transport gehört zum Streichpsalter auch ein Koffer. Ich habe mich für eine Kiste entschieden, die ich aus MDF zusammen gebastelt habe.

Kiste für den Psalter

Der Deckel zu dieser Kiste besteht aus einer dünnen Faserplatte, die von Holzleisten umrandet wird, wie ein Bilderrahmen.

Deckel

Mittlerweile hat der Küstler Corin Sands die Kiste für mich bemalt. Dabei hat er die Form des Schalloches des Psalters in die Gestaltung des Deckels mit einbezogen.

bemalte Kiste für Psalter

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